Umdenken in der Zustellbranche: Lastenräder als Antwort auf die Amazon-Steuer
Einkaufen im Internet ist inzwischen alltäglich. Die Bequemlichkeit hat allerdings ihren Preis: Tagtäglich müssen unzählige Lieferungen und Retouren zum Zielort transportiert und zugestellt werden. Die Zulieferer stehen dabei unter enormen Druck – es bleibt keine Zeit für die Parkplatzsuche. Da wird auch mal in zweiter Reihe oder auf Behinderten-Parkplätzen gehalten. Die Folgen des Online-Booms sind in den Innenstädten seither deutlich sichtbar – geschlossene Geschäfte und verstopfte Straßen. Zusätzlich tragen die eCommerce-Unternehmen nicht zur Instandhaltung der Infrastruktur der Kommunen bei, welche sie nutzen. Das will die Stadt Barcelona jetzt ändern und führt eine Amazon-Steuer ein. Werden solche Abgaben Zusteller dazu drängen, vermehrt kleinere Fahrzeuge, wie Lastenräder, zur Zustellung einzusetzen?
Zustellungssteuer in Barcelona
Um dieser Problematik entgegenzukommen, ist in Barcelona seit März 2023 eine E-Commerce-Zustellungssteuer (TREC) fällig. Die Abgabe in Höhe von 1,25 Prozent des Brutto-Warenwerts ist bei Lieferungen an Endkunden fällig. Zahlen müssen alle Post- und Paketdienstleister, sowie selbstzustellende Onlinehändler und Marktplatzbetreiber, welche jährlich Waren im Wert von mindestens einer Million Euro in Barcelona ausliefern. Die Ziele von Bürgermeisterin Ada Colau sind dabei, den Verkehr in der Stadt zu reduzieren und den lokalen Handel zu stärken. Nebenbei soll die Maßnahme Konsumenten zum Überdenken ihres Kaufverhaltens anregen. Allgemein soll die Stadt Barcelona lebenswerter und die Luftqualität besser werden.
Lokaler Handel in Schwierigkeiten
Der Einzelhandel schafft Arbeitsplätze vor Ort und zahlt kommunale Abgaben – im Gegensatz zum Onlinehandel. Das ist eine Ungerechtigkeit, welche die Lieferwagen-Steuer in Barcelona ausgleichen soll. Onlinefirmen nutzen den öffentlichen Raum in der Stadt und verschwinden wieder. Die Stadt hat davon nichts – außer zusätzlichen Ausgaben für die Straßenreinigung und Instandhaltung der Infrastruktur. Gerade in Innenstädten ist der öffentliche Raum jedoch ein knappes Gut. Die Amazon-Steuer zielt darauf ab, Wettbewerbsverzerrungen zu minimieren und sicherzustellen, dass sowohl traditionelle stationäre Einzelhändler als auch kleine lokale Unternehmen eine faire Chance auf dem Markt haben.
Umdenken auf der letzten Meile
Lieferungen an gewerbliche Kunden, Lager oder zentrale Weiterverteilungseinrichtungen, wie Packstationen, bleiben allerdings außen vor. Das steigert die Attraktivität von modernen Letzte-Meile-Konzepten, wie Micro-Hubs, und regt die Zustellunternehmen hoffentlich zum Umdenken an. Mittels Micro-Hubs und der Verteilung durch Lastenräder können Verkehrsaufkommen und Luftbelastungen erheblich reduziert werden. Auch eine geringere Lärmbelästigung wäre die Folge. Die Zustellung per Lastenrad, wie beispielsweise dem VS3E von VSC.Bike, erfordert weniger Platz im öffentlichen Raum als herkömmliche Lieferfahrzeuge – und ist außerdem oft schneller. Auch sind Lastenräder in der Regel kostengünstiger als motorisierte Lieferfahrzeuge. Wenn Post- und eCommerce-Unternehmen bereits heute ähnliche Konzepte nutzen, wird die Einführung einer Amazon-Steuer nach Barcelonas Vorbild in anderen Großstädten vielleicht überflüssig.
Auch in Deutschland nutzen große Onlinehändler die kommunale Infrastruktur ohne sich an der Finanzierung mittels Steuern zu beteiligen. Ob ein ähnliches Konzept wie in Barcelona auch in Deutschland umgesetzt werden kann, bleibt offen. Bisher wurden vergleichbare Regelungen auf kommunaler Ebene abgelehnt. Die Begründung: Die rechtliche Sicherheit sei nicht gegeben und eine Paketversandsteuer löst nicht das zugrundeliegende Problem, sondern maskiert nur Symptome. Ziele, wie bessere Luftqualität und eine lebenswerte Stadt können auch auf anderen Wegen erreicht werden. Werden vermehrt Lastenräder zur Lieferung eingesetzt, bringt dies sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile für Städte und ihre Bewohner und Bewohnerinnen.
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