Lastenfahrräder: Anforderungen an die Infrastruktur

Die Verkaufszahlen von Lastenrädern stiegen in letzten Jahren stetig – eine Tendenz, die durch die Pandemie noch zusätzlich verstärkt wurde. Der Trend setzt sich weiterhin fort: Eine Vielzahl von Menschen nutzt bereits das Lastenrad als nachhaltige Alternative zum PKW. Doch im Alltag stoßen die FahrerInnen immer wieder auf Schwierigkeiten, beispielsweise in puncto Straßenführung. Eine verbesserte Radinfrastruktur kann die Nutzungszahlen von Lastenrädern weiter erhöhen.

Auf welche Hindernisse Lastenrad-NutzerInnen bei ihren Fahrten treffen und wie Städte lastenradfreundlicher gestaltet werden können – mit diesen und weiteren Fragen haben sich die ForscherInnen der Verkehrsplanung an der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) beschäftigt. In ihrem Forschungsprojekt „Anforderungen von Lastenrädern an die Infrastruktur“ befragten sie FahrerInnen zu ihren Erfahrungen im Rahmen der Lastenradnutzung. Ziel des Projektes war es, die Anforderungen, welche Lastenfahrräder infrastrukturell mit sich bringen, zu erforschen. Besonderes Augenmerk lag auf der Analyse von Hindernissen im Straßenverkehr und eine anschließende Aufstellung von Handlungsempfehlungen für die Verkehrs- und Infrastrukturplanung. Der Fokus des Projektes lag dabei auf privat genutzten Lastenrädern im Rhein-Main-Gebiet.

Lastenräder: Beliebt im privaten Einsatz

167.000 Lastenräder wurden im Jahr 2021 in Deutschland verkauft. Die positive Entwicklung der Verkaufszahlen verdeutlicht das aktuelle Interesse an Lastenrädern im urbanen Verkehr. Bei der Nutzung im privaten Bereich sind die häufigsten Einsatzszenarien der Einkauf und die Kinderbeförderung; zwei Drittel der Befragten nutzen überwiegend ihr Lastenrad für den Wocheneinkauf. Allerdings werden die Cargobikes ebenso als Alltagsrad verwendet, beispielsweise für den Arbeitsweg und für Fahrradtouren. Konkret nutzen etwas mehr als 23 Prozent hauptsächlich das Lastenfahrrad zum Pendeln. HaustierbesitzerInnen setzen das Fortbewegungsmittel zudem gern zum Transport ein. Als besonders sinnvoll und positiv wird die Lastenradnutzung von den Befragten im Sinne der Verkehrsentlastung und des Klimaschutzes erachtet. Ein solches gesellschaftliches Umdenken fördert eine öffentliche Kommunikation des Themas und verstärkt den Handlungsdruck zum Ausbau der zugehörigen Infrastruktur.

Entwicklungspotenzial in der Infrastruktur

Poller mit geringem Abstand, Fahrradwege mit engen Kurven, Umlaufgitter an Bahnübergängen oder Hauptverkehrsstraßen – auf solche und ähnliche verkehrsinfrastrukturelle Hindernisse stoßen Lastenrad-NutzerInnen oft noch bei Fahrten in der Innenstadt. Die Befragten sehen außerdem die Beschaffenheit von Radwegen und Straßen sowie Schranken, Bremsschwellen, Kopfsteinpflaster, schmale Unterführungen und zu hohe Bordsteinkanten als Herausforderungen. Die Radinfrastruktur sollte daher zukünftig noch stärker an die Bedürfnisse von Lastenrädern angepasst werden. Auch die Abstellmöglichkeiten für diese Räder werden als ausbaufähig eingestuft.

Außerdem werden bei großstädtischen Infrastrukturen Radwege teilweise mit Gehwegen zusammengelegt, wodurch Reibungspunkte zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden entstehen können. Und dennoch: Die Nutzung von Lastenfahrrädern birgt großes Potenzial. Durch eine lastenradgerechte Infrastrukturplanung wären noch mehr Menschen davon überzeugt, auf das Lastenrad umzusteigen – und auf das Auto zu verzichten.

Regionale Unterschiede bei Mitnahme im ÖV

Viele Lastenrad-NutzerInnen wünschen sich zudem eine intensivere Verknüpfung des Radverkehrs mit dem ÖPNV. Denn: Bei der kombinierten Nutzung von Lastenrad und dem öffentlichen Personenverkehr treten Hürden wie zu kleine Fahrstühle und Rolltreppen oder zu wenig Abstellplatz im Fahrgastraum auf. Die Regelungen zur Mitnahme im Nahverkehr sind regional sehr unterschiedlich: in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg dürfen Lastenräder beispielsweise mitfahren, in Berlin hingegen sind sie explizit ausgeschlossen. Auch im Fernverkehr ist die Mitnahme von Lastenrädern mit festen Aufbauten oder Trikes untersagt – womit die Deutsche Bahn AG den politischen Vorgaben im nationalen Radverkehrsplan entgegensteht.

Verkehrsplanung sollte Lastenräder stärker berücksichtigen

Um die städtische Infrastruktur lastenradfreundlicher zu gestalten, wurden im Forschungsprojekt der UAS konkrete Handlungsempfehlungen herausgearbeitet. Zum einen sollte die Beschaffung und auch der Einsatz von Lastenrädern niedrigschwelliger gestaltet werden. Fördermaßnahmen sind oft nur von Gewerbetreibenden nutzbar und auf Städte beziehungsweise Bundesländer beschränkt. Idealerweise sollten alle BürgerInnen die gleiche Chance auf eine Förderprämie bei der Anschaffung eines Lastenrads haben.

Zum anderen sollte die Radnutzung in der Bevölkerung als selbstverständlich etabliert werden, beispielsweise durch die Stärkung des Themas in der Politik. Bundeseinheitliche Rahmenbedingungen wie standardisierte Infrastrukturmaßnahmen könnten ein Weg zur annähernden Gleichstellung von Zweirädern und PKWs sein. Die Benutzungshürden im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln sollten gemindert werden.

Weiterhin sollten die vorhandenen Potenziale auch im öffentlichen Personennahverkehr genutzt werden: Mit multimodalen Mobilitätsstationen – einer Verbindung von Car-Sharing, Lastenrädern und ÖPNV – könnte beispielsweise der Besitz eines PKW zukünftig überflüssig werden. In Großstädten optimieren die Transporträder den Flächenverbrauch und es entstehen vermehrt verkehrsberuhigte Zonen – folglich verbessert sich auch die Lebensqualität. Radfahren sollte also in Zukunft genauso populär werden, wie heute das Autofahren. Denn: Im Zuge der Verkehrswende sind Lastenfahrräder ein unverzichtbarer Baustein im Mobilitätsmix.

Wichtigster Treiber der Mobilitätswende ist die steigende Zahl an Lastenrad-FahrerInnen. Fuhrparks in Unternehmen und der öffentlichen Hand können mit gutem Beispiel vorangehen. Gern unterstützen wir Sie bei der Auswahl der passenden Lastenräder für Ihr Unternehmen. Dafür bieten wir Ihnen eine vierwöchige Testphase an. Sprechen Sie uns an.