Fahrrad-Monitor Deutschland 2021 – Noch Potential in Bezug auf Radinfrastruktur
1978 entstand in der Stadt Bremen mit der Herbststraße die erste Fahrradstraße Deutschlands. Seitdem sind in vielen Städten des Landes ähnliche Radfahrerzonen entstanden.
Eine komfortable Fahrradinfrastruktur ist die Voraussetzung, dass mehr Menschen auf das Rad umsteigen und mit dieser Fortbewegung zu einer Entlastung im (Groß)Stadtverkehr beitragen. Hier können breit angelegte Radwege, die zudem durchgängig sind und direkt verlaufen, Radfahrenden Sicherheit vermitteln. Vor allem mehrspurige Fahrräder sowie Transport- oder Lastenräder – zum Beispiel für den innerstädtischen Lieferverkehr – benötigen Platz und sicheren Abstand zu PKW und LKW. Deren Anteil auf den Straßen wird weiter steigen, denn der Online-Handel hat durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich zugenommen. Für die Zustellung eignen sich – vor allem in dicht bebauten Städten – Lastenräder besonders. Direkte Wege zu den Empfängern sowie wenig benötigter Platz für Parkmöglichkeiten sprechen für diese flexible Art der Logistiklösung. Voraussetzung für eine stressfreie Zustellung sind allerdings breite Radwege.
Vorbild Pop-up Radweg

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) macht sich für das Modell Protected Bike Lanes (kurz PBL) – eine Form von Pop-up Radwegen – stark. Dabei werden Barrieren aus Pollern oder Blumenkübeln auf die Straßen gestellt, so eine Schutzzone geschaffen und verhindert, dass Radler von Autonutzern überfahren oder zugeparkt werden. Die Idee stammt aus den USA, wo die PBL zusätzlich durch eine Signalfarbe am Boden sichtbar gemacht wird – eine einfach umzusetzende und kostengünstige Maßnahme, um Sicherheit im Straßenverkehr zu schaffen und mehr Menschen zum Radfahren zu motivieren.
Auf einem guten Weg – Sicherheitsgefühl von Radlern steigt
Zu viel Verkehr sowie rücksichtslose AutofahrerInnen und zu wenig separate Radwege sind auch laut aktuellem Fahrrad-Monitor die Gründe für die Unsicherheit von RadfahrerInnen. Insgesamt hat sich jedoch das Sicherheitsgefühl erhöht. 63 Prozent der Befragten gaben an, sich im Straßenverkehr sicher zu fühlen – gegenüber 56 Prozent aus der Befragung von 2019.
Hinsichtlich der Fahrradfreundlichkeit haben deutsche Straßen jedoch ein großes Verbesserungspotential. 42 Prozent der Befragten geben den Planungen sowie Umsetzungen der Bundesregierung diesbezüglich die Noten 1 bis 3. Etwas besser wird das Engagement der Landesregierungen sowie der Kommunalpolitiker bewertet.
Radfahrer mit deutlichen Forderungen an Politik
Engagierte Politiker werden nicht ausreichen, um noch mehr Menschen zu einer Mobilitätswende zu bewegen. Es muss grundlegende infrastrukturelle Veränderungen geben. Viele der Befragten haben auch schon Erfahrungen mit innovativer Radinfrastruktur – zum Beispiel mit einem Pop-Up-Radweg gemacht – und bewerten diese als positiv. 36 Prozent sind schon mal auf einer Fahrradstraße gefahren, acht Prozent auf einer Protected Bike Lane und sechs Prozent auf einem Radschnellweg. Für eine motivierende Fahrradinfrastruktur reicht das jedoch nicht aus. Der Fahrradmonitor fasst die fünf dringlichsten Forderungen der Befragten an die Politik zusammen. Diese sind:
– Mehr Radwege bauen (57 Prozent)
– Bessere Trennung der Radfahrenden von den PKW-Fahrenden (53 Prozent) und den Zufußgehenden (45 Prozent)
– Mehr Schutz- und Radfahrstreifen einrichten (43 Prozent)
– Sichere Fahrrad-Abstellanlagen (41 Prozent)
– Mehr Fahrradstraßen einrichten (39 Prozent)
Politiker tun gut daran, diese Forderungen ernst zu nehmen und schrittweise umzusetzen, denn der Fahrradmonitor offenbart auch ein starkes Wachstumspotential des Radfahrens im Vergleich zu anderen Fortbewegungsmitteln. Rund 41 Prozent der Befragten zwischen 14 und 69 Jahren wollen in Zukunft auf das Rad umsteigen. Damit könnte die Mobilitätswende vorankommen und die Verkehrswende gelingen.
Haben Sie in Ihrem Wohnort auch eine motivierende Infrastruktur und möchten sich perspektivisch mehr mit einem (Lasten)Rad fortbewegen? Hier können Sie Ihre persönliche Probefahrt vereinbaren.