Autofreie Innenstädte für mehr Lebensqualität

Deutschland ist ein Autoland. Laut Statista ist die Zahl der angemeldeten KFZ seit 1960 stark gestiegen – von 8 Millionen auf 58,2 Millionen. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Innenstädte. Verstopfte Straßen, hohe Abgasemissionen und eine zeitraubende Parkplatzsuche sind hier an der Tagesordnung. Gleichzeitig wächst mit dem stark gestiegenen Online-Handel der Bedarf an Logistik in eng besiedelten Räumen.

Gesetze ausgehebelt

Die Masse an Fahrzeugen, die täglich auf den Straßen der Städte unterwegs ist, setzt Straßengesetze häufig außer Kraft. So rollen LKW`s – weil sie den Anweisungen des Navigationsgeräts folgen – über Schleichwege durch Wohnquartiere. Oder Lieferwagen fahren ganztägig in Fußgängerzonen ein. Parkende Autos nutzen den öffentlichen Raum, blockieren oft Gehwege oder Kreuzungsbereiche. Sie werden somit nicht nur zu einer Gefahr für Personen, die sich gleichzeitig im öffentlichen Raum aufhalten, sondern auch zu einer Gefahr für die vitalen Funktionen einer Stadt – die Rettungsdienste, Polizei oder Müllabfuhr.

Verkehrsberuhigung und -reduzierung

Damit Straßen und Plätze wieder vielfältigere urbane Funktionen einnehmen können, als nur dem Autoverkehr zu dienen, hat es sich das Bundesumweltamt zur Aufgabe gemacht, den Verkehr in den Innenstädten zu reduzieren und zu beruhigen. Dies wiederum verbessere die Lebensqualität in den Städten, schaffe ein sicheres Wohnumfeld und erhöhe die Attraktivität der Einzelhandelsstandorte, so das Bundesumweltamt.

Eine Lösung zur Erreichung dieser Ziele sind Lastenräder bei der Zustellung von Waren auf der letzten Meile. „Lastenräder und –anhänger können Lieferdienste in urbanen Räumen unterstützen – und so zur Verkehrsberuhigung beitragen“, sagt Raik Vollmann, Geschäftsführer der VSC Bike GmbH, einem Anbieter für Lastenräder in Allstedt.

Und so funktioniert die Zustellung per Lastenrad in der Innenstadt: Logistikunternehmen bringen die Waren an die Stadtgrenzen und deponieren sie in sogenannten Mikrodepots. Dort werden die Waren auf Zustellräder umverteilt, von diesen in die Innenstädte und zum Kunden gebracht.

Bis 2025 emissionsfreie Lieferung

Logistiker haben diesen Trend erkannt. So hat sich Hermes – einer der größten postunabhängigen Zusteller im B2C- und C2C-Bereich – auf die Fahne geschrieben, bis 2025 alle deutschen Innenstädte emissionsfrei zu beliefern. Mit seinem Konzept „Urban Blue“ hat sich das Unternehmen selbstverpflichtet, die stark steigenden Sendungsmengen durch eine verträgliche Innenstadtbelieferung sicherzustellen. Die Umsetzung ist bereits in vollem Gang.

Vorbild Houten

„Neben den verkehrlichen Entlastungen für die Innenstadt sind Lastenräder auch gut für die Umwelt“, sagt Raik Vollmann. „Je mehr Bikes vorhanden sind, desto größer ist der positive Einfluss auf das Stadtklima“, so Vollmann weiter. „Sie sind emissionsfrei und wirken zudem positiv gegen Smog, die Belastung der bodennahen Luft durch eine hohe Ozonkonzentration. Zudem versiegeln sie keine Flächen, so wie Parkplätze, Straßen oder Tiefgaragen. Diese Flächen sind wichtig für den Wasserkreislauf, den Boden sowie die Pflanzen- und Tierwelt“, fasst Vollmann die Vorzüge weiter zusammen. 

Das hat die niederländische Stadt Houten erkannt, die schon vor Jahren den Autoverkehr aus der Innenstadt verbannt und mittlerweile international als Modell für ein Verkehrskonzept der Zukunft gilt. Zu den zahlreichen Lastenrädern, die täglich durch die Innenstadt düsen, sind auch E-Scooter unterwegs, die Kinder oder Senioren chauffieren – also jene Verkehrsteilnehmer, die nicht selbst aufs Rad steigen können. Neben den positiven Auswirkungen für die Umwelt, Gesundheit sowie Sicherheit, hat im Nachbarland auch der Einzelhandel von der Ausrichtung auf eine autofreie Innenstadt profitiert.


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